PLUMORPHOSE

PERFORMANCE KONZEPT UND KOSTÜM/OBJEKTE

Performance im öffentlichen Raum Universität der Künste 2021

PLUMORPHOSE

Ich erinner mich. An das Schlafzimmer meiner Eltern. Ins Dunkle getaucht liegen dort zwei schlafende Berge. Atmen gleichmäßig. Unter den dicken weißen Decken verlieren sich ihre Formen. Plötzlich bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob das meine Eltern sind, die da schlafen. Sie wirken wie zwei fremdartige Gestalten inmitten eines vertrauten Raumes.

Jede Nacht, legen wir solche Gestalten in unsere eigenen Betten. Wir ziehen uns schlafend in unsere Körpergrenzen zurück. Sichtbar bleibt nur die äußere Hülle. Durch eine Bettdecke gut geschützt, transformieren sich unsere Körper in eine fremdartig geformte, bergige Nachtgestalt, unter der sich irgendwo Schlafende verbergen. Oder auch nicht?

Wenn wir Schlafen, sind wir anwesend oder abwesend?

Und was ist das eigentlich für ein “Textil”, in das wir uns Nacht für Nacht hüllen, wenn es ja doch kein Kleidungsstück ist? Wie verhält sich das an unseren schlafenden Körpern? Bleibt was darin von uns zurück, wenn wir wieder aufstehen? Und was passiert wenn, nachdem unsere Träume jahrelang mit uns da hineingesunken sind, der Moment kommt, an dem dieser so intime nächtliche Schutzmantel plötzlich aussortiert wird. Und an Orten landet, die so garnicht mehr intim sind?

PLUMORPHOSE war ein Versuch, über das Textil der Bettdecke, des “Plumeaus”, Schlaf in den öffentlichen Raum zu bringen.

Kann trotz ABWESENHEIT- ANWESENHEIT erzählt werden? Oder trotz ANWESENHEIT-ABWESENHEIT?

Können die Spuren/Geschichten, die sich in so ein intimes Textil einschreiben, sichtbar gemacht werden? Und so vielleicht die einst darin Schlafenden wieder zum Leben erweckt werden? Können ihre Spuren und Geschichten sich den Weg von INNEN nach AUßEN bahnen, sich in den Stadtraum ausbreiten und darin versickern?

Die Performance war eine Einladung, dabei zuzuschauen, wie sich diese “Schlafenden” aus den dunklen Straßenecken, des nächtlichen Stadtraumes erheben, in denen so oft vergessene, aussortierte Plumeaus ihre einst so intime Funktion verloren haben.

Universität der Künste Berlin 2021

Fotos: © Florence von Gerkan

Previous
Previous

COR